Die Akte Jesus

Buchbesprechung

Charles Foster

Die Akte Jesus

„Ein Jurist ermittelt in Sachen Auferstehung“

Pattloch Verlag, 2008, 399 Seiten, Preis unbekannt

Die Auferstehung Jesu „secundum scripturas“ ist kein Kriminalroman, aber durchaus wert, kriminologisch untersucht zu werden. Der untersuchende Jurist Charles Foster ist tätig als Lawyer (Rechtsanwalt) in London, Lehrbeauftragter für Medizinrecht an der Universität Oxford und Gastprofessor an der hebräischen Universität in Jerusalem. Er ist ein analytisch denkender Jurist, kein juristischer Erbsenzähler, aber auch spitzfindigen Argumenten aufgeschlossen, ohne Rabulistik zu betreiben.

Foster bedient sich einer dem englischen Rechtssystem bekannten Modell der „Wahrheitsfindung“:  „X“ ist für ihn der, der die Auferstehung zu Fall bringen will, „Y“ ist der, der die Auferstehung nachweisen soll. X und Y bedienen sich beide gleicher Quellen, im wesentlichen der Evangelien, darüber hinaus zeitgenössischer römischer und nahöstlicher historischer Schriftsteller sowie moderner wissenschaftlicher Untersuchungen.

Es wird, wie bei heutigen staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen, alles in Frage gestellt:

  • Der Tod
  • Die Bestattung
  • Das leere Grab
  • Die Auferstehung

Zeugen werden auf ihre Glaubwürdigkeit hin abgeklopft (außerhalb der Evangelien finden wir keine Bestätigung der Auferstehung durch Zeugen).

Starb Jesus nicht, war es ein anderer der gekreuzigt wurde, was geschah mit einem (über)lebenden Jesus? Gewagte Hypothesen Dritter werden erwähnt:

  • Ging er nach Indien?
  • War Jesus ein „Mensch“?

Dies sind Fragen von Wichtigtuern. Die Untersuchung des (Staats)anwalts Foster kommt zum Schluss, dass Jesus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Kreuz als Mensch gestorben ist.

Gab es danach eine Bestattung? Im römischen Reich wurden Gekreuzigte nicht bestattet, anders in Jerusalem. Die Frage ist aber wo und gab es überhaupt:

a) Josef und

b) Sein Grab und

c) Hat Pilatus ihm den Leichnam überlassen (warum sollte er das?)? und

d) Konnte Josef allein den Leichnam abnehmen und zum Grab schleppen? (den Verschlussstein wollen wir hier gar nicht erwähnen).

Nur Johannes gibt Josef einen Gehilfen zur Seite, Nikodemus, aber auch gleich noch 100 (römische) Pfund Gewürze (umgerechnet 30 bis 35 kg) mit auf den Weg. Das alles erschüttert die Glaubwürdigkeit der Evangelisten, die weiterer Ausführungen schuldig bleiben.

Paulus, den Lukas lange begleitete und sicher über alles informiert hat, was ihm bekannt war, predigt in Antiochia: …forderten s i e (die Juden) von Pilatus dass er hingerichtet werde. Als s i e aber erfüllt hatten was geschrieben steht über ihn, nahmen s i e ihn vom Holz herab und legten ihn ins Grab (Apostelgeschichte 13, 27-29).

S I E sind die Juden (so jedenfalls die Meinung des untersuchenden Autors Foster) . Hielt Paulus Josef für „virtuell“?  Traute er der Auferstehungsgeschichte nicht?  Lukas hat ihm doch sicher berichtet. Ist Lukas glaubwürdig?

Foster meint:

Wenn „das Christentum“ wahr ist, dann muss das Grab leer sein, doch wenn das Grab leer ist, folgt daraus nicht, dass „das Christentum“ wahr ist (S. 162 f.). Eine mißverständliche Formulierung Fosters, denn was hat „das Christentum“ mit Wahrheit zu tun? Es mag aber auch an der Übersetzung aus dem Englischen liegen. „true“ kann auch übersetzt werden mit „wirklich“ und dann hört sich die Meinung Fosters schon etwas anders an.

Die Evangelisten widersprechen sich in entscheidenden Aussagen. Sonderbare Schweißtücher ( Gekreuzigte hatten kein Schweisstücher )  und ein Wettlauf um die Macht zwischen Petrus und dem „geliebten Jünger“. Bei Lukas wird Petrus kaum erwähnt.

Lange vor den später entstandenen Evangelien dokumentiert Paulus seinen Glauben an die leibliche Auferstehung in 1. Korinther 15,  44, allerdings ist der Auferstehungsleib nur „spiritueller“ Natur.

Paulus hat keine Probleme mit der Auferstehung, da er weder das leere Grab gesehen, noch Jesus begegnet ist. Vor Damaskus ist Jesus ihm „nur“ vor seinem inneren Auge erschienen. Damit ist der griechische Jude Paulus aus dem Schneider. Er kann unwiderlegbar verkünden:

„gesät wird ein Soma Physicon, auferweckt ein Soma Pneumaticon (S. 279).

Das Buch enthält im Anhang noch ausführliche rechtsmedizinische Ausführungen zu möglichen Todesursachen Jesu.  Fotos und Rekonstruktionen von Hinrichtungsart im römischen Reich und von antiken Gräbern in Jerusalem veranschaulichen den Text in unspektakulärer Weise.

Ein Buch, das in wohltuend unprätentiöser Art die Frage der Auferstehung Jesu wissenschaftlich und kriminalistisch untersucht und Antworten gibt.